Hotelfachschule Garmisch-Partenkirchen

Blog der Hotelfachschule Garmisch-Partenkirchen


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Terra Madre Vol. 5 Tasting, Networking, Abschied nehmen

Heute beginnt der letzte Tag unseres Turin Aufenthalts, doch bevor sich  Abschiedsstimmung ausbreitet, stehen wir nochmal einen Tag unter vollem Strom..

Wir wollen alles sehen, mit jedem sprechen und vor allem alles schmecken. 🙂

Schmecken klingt gut… Das sollten wir gleich morgens umsetzten!

Erster Stop des Tages der Stand der Ferienregion Pavese!

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Deutsche Delegierte mit dem Team der Ferienregion Pavese

Hier gibt es die „Salame di Varzi“. In dem kleinen Örtchen Casanova wird diese Salami handgemacht. Es werden nur Zutaten aus der Region verarbeitet.

Das Fleisch kommt vom Züchter im Nachbarort und der verwendete Rotwein vom nahe gelegenen Weingut.

Die 6 Monate dauernde Reifung findet in einer Höhle unter dem Anwesen statt.

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Salame di Varzi

Der Chef schneidet uns sogar Scheiben seiner speziell für die Terra Madre hergestellten Pancetta herunter.

18 Schweine und 42 Monate waren nötig um die 88kg schwere Pancetta zu fertigen. Der Geschmack ist unfassbar fein und würzig.

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Pancetta

Zum Probieren der Salami und der Pancetta gibt es obendrein ein Glas roten Schaumwein –  die perfekte Kombination um den Tag zu beginnen.

An diesem Stand lernen wir auch ein „ark of taste“ Produkt der Region kennen.

Die „Peperoni de Voghera„, eine Paprika, die fast in Vergessenheit geraten ist und von einem Kleinbauern wieder aufgezüchtet wird.

Das Besondere an dieser Paprika ist die weiße Farbe, die sich erst mit der Zeit grün, gelb und dann rot färbt.

Die sehr dünne Schale und der süße Geschmack machen sie zu einem Genuss.

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Peperoni de Voghera

Nach einer kurzen Ruhephase im Park trennen wir uns und gehen zu den ersten Vorträgen des Tages.

Martin:

Mein Weg führt zum Slow Food Deutschland Meeting.Dort treffe ich wieder viele bekannte Gesichter, die wir in den letzten Tagen kennen gelernt haben.

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Wer kommt von wo?

Nach kurzer Einführung starten wir gleich mit einer super Motivationsansprache vom Slow Food International Vorstand. Er redet davon, dass wir eines der aktivsten Länder in Europa sind und wir auf einem super Weg in die Zukunft sind. Weiterhin betont er, dass wir mit großem Engagement vorangehen und ein Vorbild für andere Länder seien.

Anschließend wird über die inneren Strukturen von Slow Food geredet. In den nächsten Jahren gibt es einige strukturelle Veränderungen. Die Mitglieder werden aufgefordert, die Vorstände zu unterstützen.

Im Anschluss werden einige Gruppen gebildet, die sich auf Slow Food Themen stürzen. Wir arbeiten in Teams zusammen, hier werden Gründe und Lösungsvorschläge für diese ausgearbeitet.

Die Themen sind breit gefächert, von Bildung, Food Business starten, Stadt und Gärten, Saatgut, Fleisch und Tiere, Produkte und Chef Alliance bis hin zur Zukunft von Slow Food. In unserer Gruppe geht es um die Förderung der Bildung in den nächsten Jahren. Es werden einige Probleme angesprochen, unter anderem der Generationenwechsel in der Landwirtschaft oder: Wie wird der Bezug zu gutem Essen in der Kindheit gefördert? Einige Lösungsvorschläge werden in unserer Runde diskutiert und notiert. 20 Minuten später befinden wir uns wieder zurück im Saal und stellen unsere Themen vor. Die verschiedenen Probleme werden erläutert und Lösungen dargeboten.

Zum Abschluss gibt es noch eine kleine Zusammenfassung und den Hinweis, dass am Deutschen Slow Food Stand um 17.00 Uhr ein Empfang stattfindet.

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Auch die Kunst kommt nicht zu kurz 🙂

Julian:

Während Martin beim Networking ist, bin ich zum Chef Alliance Meeting mit Klaus Perovec verabredet.

Chef Alliance?

Ein Netzwerk von professionellen Köchen, die sich im Sinne der Slow Food Bewegung zusammengeschlossen haben.

Die Veränderung betrifft nicht nur alle Privathaushalte, sondern auch die Großküchen der Welt.

Bei diesem Meeting stehen Networking und Austausch im Vordergrund. So werden aus jedem Land CA Mitglieder vorgestellt, die kurz von ihren laufenden oder geplanten Projekten erzählen.

Aus Albanien ist Altin Prenga wieder mit dabei, der nochmal genauer auf seine 300 Kleinproduzenten eingeht, von denen er seine Ware bezieht.

Aus Ecuador erzählt ein junger Koch, dass er keine Bestellung macht, sondern sich von Kleinbauern die Erzeugnisse einfach schicken lässt und aus diesen kocht, was die Lieferung hergibt.

Aus Deutschland: wer hätte es gedacht – Klaus Perovec. 🙂

Vorweg sollte man wissen, dass die Chef Alliance Deutschland erst am Samstag offiziell gegründet wurde.

Klaus klärt uns auf, dass es in Deutschland erstmal darum geht, „regional“ neu zu definieren, da in vielen Regionen wegen des Klimas Gemüse schlecht wächst.

Auch, dass wir in Deutschland gewöhnt sind, Gemüse und Fleisch fertig geputzt zu kaufen, ist ein wichtiges Thema. Hier ist Aufklärungsarbeit schon in der Ausbildung wichtig.

Unter anderem steht auch „nose to tail cooking“ im Vordergrund.

„Nose to tail“ bedeutet das ganze Tier zu verarbeiten, nicht nur das Filet oder den Rücken. Sondern auch Kopf, Haxen oder Innereien zu verarbeiten.

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Klaus Perovec mit hoher Prominenz

Zum Schluss geht Olivier Roellinger noch auf die Bedeutung der Sterne für die CA und die Produzenten ein.

Er sagt, dass wir nicht die gleichen Fehler aus der Vergangenheit wiederholen dürfen. Wir sollten mehr Interesse an den Bauern zeigen und diese unterstützen.

Er geht auch darauf ein, dass Köche der Sternegastronomie eine sehr weite Medienpräsenz haben und diese nutzen sollten, um Menschen darüber aufzuklären, dass nachhaltiges und gesundes Kochen keine Magie ist.

Eine ebenso wichtige Frage ist, warum in Schulen Kunst, Musik und Religion gelehrt werden, aber nicht gesunde Ernährung?

Zum Abschluss gehen wir zum Empfang an den Deutschen Slow Food Stand. Wir werden versorgt mit Leckereien der deutschen Delegierten. Von Bauchspeck über Limpurger Rind bis hin zu Brezeln, Käse und bestem Wein 😉 Das Zusammentreffen der Deutschen Delegierten regt weiter an sich auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen und Diskussionen zu führen.

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Feinster Speck

 

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Slow Food Youth Deutschland

 

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Slow Food Deutschland

Nach dem einen oder anderen Gruppenbild müssen Julian und ich uns langsam auf den Weg zum Bus machen. Ein letztes mal die Fahrt zur Gastfamilie, mit all den wunderbaren Menschen, die wir kennen lernen durften. Der Abschied fällt nicht leicht, aber die Freude auf ein Wiedersehen ist groß. Julian und ich sind dankbar, diese Erfahrung gemacht haben zu können. Wir freuen uns auf weitere großartige Begegnungen.

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Unsere Bus Crew 🙂

 

Text und Fotos: Julian Daniel, Martin Platzer

 


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Terra Madre Vol. 4: Vorträge, Experten, Familienessen

Wir sind immer noch total geflashed von der Atmosphäre in Turin. Die Freundlichkeit aller Nationen ist unfassbar, und heute haben wir die italienische Gastfreundlichkeit richtig kennengelernt. Beim gemeinsamen Abendessen mit den russischen Delegierten und allen Gastfamilien der Region Pinorolese; selbstverständlich sind auch alle deutschen Delegierten der Region dabei.

Aber bevor es zum gemeinsamen Abendessen geht, dürfen wir noch arbeiten, und bei dem Job steht man doch gerne auf.

Der Tag beginnt mit einer Vorlesung zum Thema „the true cost of cheap food“

Die Podiumsdiskussion findet in 5 Sprachen statt, zum Glück gibt es Direktübersetzer. Denn mein Chinesisch ist schon etwas eingerostet. 😉

Der Moderator verschafft uns einen Überblick über das Thema, es geht um die versteckten Kosten für die Umwelt und die Kosten für die Gesundheit bzw. das Gesundheitswesen.
Zwei Milliarden übergewichtige Menschen gibt es auf dem Planeten, und 2 Billionen US-Doller Kosten fallen jährlich an im Gesundheitssektor an, größten Teils durch ungesundes Fastfood.
Leider muss ich sagen, dass es das auch schon war mit dem themenbezogenen Reden.

Die Redner verstricken sich in verschiedene Angaben und Zahlen zu Hektargrößen der Kleinbauern in ihren Ländern und dass man diese erhalten muss.
Eine Jungbäuerin stellt ihr spannendes Projekt vor. Sie hat eine kleine Farm in den USA und hat einen Wochenmarkt in ihrer Heimat organisiert und verkauft alle ihre Erzeugnisse frisch.

Der Verkauf und die Unterstützung der Kleinbauern ist wichtig, aber nicht das Thema dieser Diskussion. Viel zu den wahren Kosten der Fast-Food-Gesellschaft erfahren wir nicht.

Dies ist auch den anderen Zuhörern nicht entgangen, ein Gast bringt dies in der Fragerunde zur Sprache, und es kommt noch mal kurz Schwung hinein, doch dann ist unsere Zeit leider auch um und viele Fragen bleiben offen.

Im kurzen Gespräch mit dem leicht aufgebrachten Gast stellen wir fest, dass er ein Aktivist von save-our-soils ist, die sich auf das Thema spezialisiert haben.
Und der sich zurecht die Frage stellt, warum man ihn nicht eingeladen hat.

Auf www.saveoursoils.com kann man sich genauere Infos einholen und besonders das  Video auf der Seite gibt uns einen Einblick in das Thema.

 

 

Zur gleichen Zeit findet ein Vortrag zum Thema „Slow Meat“ statt.

Es sind 5 internationale Experten zum Thema Slow Food in der „Meat“ Branche eingeladen. Metzgerinnen und Landwirte sitzen an einem Tisch und stellen sich vor. Sie kommen aus Australien, Amerika, Italien, Kuba und Südafrika.

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Die Experten bereiten sich auf die kommende Konferenz vor

 

Die Vereinigung „Slow Meat“ wurde in Denver gegründet und ist eine Unterorganisation von Slow Food. Der Moderator startet die Diskussion. Jeder der fünf erzählt von seinen Erfahrungen mit Tieren und der Einstellung zum Fleisch in dem jeweiligen Land.

Die Metzgerin aus Südafrika sagt, der Bezug zum Tier steht für sie an erster Stelle. Wenn sie ein Tier schlachtet, ist es ihr wichtig, dass es ein glückliches Leben hatte. Sie stellt sich immer die Frage, wo kommt das Tier her, wie heißt der Farmer, wie wurde das Tier gefüttert etc. Es ist extrem wichtig eine Beziehung zu dem Produkt aufzubauen, damit man es mit höchster Qualität weiter an den Endverbraucher abgeben kann.

Dem italienischen Experte geht es mehr um die Gegebenheiten der Farmen. Er sagt, es ist wichtig, dass die Tiere genügend Platz in der Freiheit haben. Tiere müssen in der Natur leben und nicht in Ställen. Die Farmer sollen sich wieder mehr an die Gegebenheiten der Natur anpassen und zum Ursprung der Landwirtschaft zurück finden.

Nach einer Stunden sind die ersten Fragen im Publikum aufgekommen. Eine Frage, die von mehreren Produzenten gestellt worden ist, bezieht sich auf das Marketing des Produktes. Wie kann man den Endverbraucher informieren, dass das Fleisch in höchster Qualität bei ihm ankommt und er dafür mehr bezahlen muss als in Supermärkten.

Die Kunden möchten eine Geschichte zu dem Produkt wissen. Der Bezug zum Tier muss aufgebaut werden. Das Fleisch wird nicht wie früher eingepackt und dem Endverbraucher in die Hand gedrückt. Die Metzger müssen den Verbraucher erzählen, unter welchen Umständen und an welchem Hof das Tier aufgewachsen ist. Eine weitere Strategie ist, Events zu veranstalten, um den Konsumenten die Möglichkeit zu geben, das Fleisch zu erleben und dadurch den Menschen auf emotionaler Ebene zu überzeugen.

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Fragen und Anregungen aus dem Publikum

 

Am Ende der Diskussion fragt der Moderator, wie sich die Experten die Zukunft von Slow Meat vorstellen?

Einerseits möchten Sie eine saubere und faire Kette vom Landwirt über den Metzger zum Verbraucher aufbauen. Jeder, der Fleisch einkauft, soll sich Gedanken machen, von wo es kommt, wie es behandelt wird, wie die Fleischqualität ist etc. Der Verbraucher muss für die Qualität mehr bezahlen und gleichzeitig soll er weniger übrig lassen. Jeder Mensch ist für die Nachhaltigkeit und Fairness der Produkte verantwortlich.

Andererseits sind sie sich einig, dass die Farmen wieder kleiner werden müssen. Nur wenn man eine überschaubare Anzahl an Tieren hat, kann man die Qualität garantieren, die der Endverbraucher erwartet.

Nach diesen, teils interessanten Diskussionen und einem Mittagessen in der Delegierten- Kantine, machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt zum „Teatro Carigano“.
Dort ist der Vortrag „when  chefs side with farmers“. Es geht um die Verantwortung von Köchen nicht als Entertainer sondern als LM-Verarbeiter.

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Mitglieder der Slowfood Youth Deutschland begleiten uns

 

Die Diskussion ist mit einigen der einflussreichsten Köche der Szene:

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Von links:
Michel Bras und Olivier Roellinger Sterneköche aus Frankreich, Altin Prenga Koch aus Albanien, der Moderator Dan Saladino UK und Christina Bowerman, Köchin aus Rom

Michel Bras erzählt aus seiner Jugend und von der Region Laguiole, in der er aufgewachsen ist. Dort zogen die Leute in die Stadt, da es nichts gab. Doch er blieb mit der Idee zu kochen, Menschen wieder anzuziehen und etwas zu verändern. „Denn Kochen heißt das Leben lieben, die Region, die Leute

Olivier Roellinger, der nach einer schweren Erkrankung seine Karriere beendete und sich vom Kocholymp verabschiedete, arbeitet heute an verschiedenen Projekten.
Unter anderem für Slow Food Frankreich und als Vizepräsident von „Relais et Chateaux“.
Hier versucht er Spitzenköche der Szene davon zu überzeugen, ihr gewohntes Einkaufsverhalten zu ändern und direkt von Kleinproduzenten zu kaufen.

Altin Prenga hat mit Bauern aus seiner Heimat ein Netzwerk aufgebaut um eine gerechte und faire Bezahlung zu ermöglichen.
Heute hat sein Restaurant, das mitten in einer kargen Wüste steht, 300 Kleinlieferanten und er produziert jährlich 60.000 Mahlzeiten.

Christina Bowerman, die gebürtige Italienerin, hat sich nach 16 Jahren in den USA nun wieder in Rom niedergelassen.
Mit ihrem Netzwerk von Köchen „adoptiert“ sie junge Handwerker und versucht so das Wissen dieser Generationen zu sichern.

Diese vier Spitzenköche, alle wie sie nicht unterschiedlicher sein können, sind sich einig dass Aufklärungsarbeit einer der wichtigsten Punkte ist. 
Olivier: „Kochen ist nicht beschränkt auf Profis sondern für alle da, warum nicht wieder lernen und nicht vorschreiben lassen was wir essen.“
Wissen wir überhaupt, wo genau unsere Lebensmittel herkommen und wie sie behandelt werden oder schreiben uns große Unternehmen vor, was wir bekommen?

Eine kurze Video-Zusammenfassung findet ihr hier hier!

Nach so vielen Eindrücken am heutigen Tag ist es wieder an der Zeit zu unserer Gastfamilie zurück zu fahren. Bis zum Bus gibt es noch einen halbstündigen strammen Marsch, da wir ihn ansonsten verpassen…

Heute Abend steht noch ein Gemeinschaftsessen mit allen Gastfamilien, den deutschen und russischen Delegierten an. Nach eineinhalbstündiger Fahrt stehen wir an einem italienischen Hof, der uns mit regionalen Produkten aus seiner eigenen Landwirtschaft verköstigt. Wir sind ca. 50 Personen, die mit Pasta, Fleisch, Kartoffeln und Obst verwöhnt werden. Dazu können wir uns Wasser oder Rotwein von der Region aussuchen. (Dreimal dürft ihr raten, für was wir uns entscheiden)

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Die Gastfamilien mit den Delegierten

Somit stellen wir uns noch großartigen Unterhaltungen und Diskussionen mit anderen Delegierten. Die meisten sind von der „Slowfood Youth“ Organisation. Um 23 Uhr geht es endgültig zurück zur Gastfamilie. Ole, Julian und ich haben jedoch noch nicht mit dem Abend abgeschlossen und stürzen uns weiterhin auf interessante gastronomische und Slowfood Probleme, die wir in hitzigen Diskussionen und bei dem einen oder anderen Bier ausdiskutieren… 😉

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Slowfood Youth Tisch

 

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Hier werden alle Bedürfnisse gestillt 🙂

 

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Salone del Gusto am Wochenende. Menschen über Menschen.

Text und Fotos: Julian Daniel, Martin Platzer


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Terminstress und Erlebniswahn

Ich muss ehrlich sagen, dass es so viel (und ich meine so unfassbar viel) zu erzählen gibt, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll…

Wir brauchen einfach ein bisschen, um alles was wir hier erleben dürfen, in Wort und Schrift zu fassen.

Also gibt es nur ein paar Impressionen, die wir teilen wollen und ja, wir arbeiten noch… versprochen!!!



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Kraft tanken für den letzten Tag!

Heute wird der Beitrag noch etwas auf sich warten lassen.

Nach einer kreativen Podiumsdiskussion bis spät in die Morgenstunden wird erstmal Kraft getankt und die Sonne im „Parco del Valentino“ genossen.

Aber wir arbeiten auch, keine Sorge. 🙂

Text und Foto: Julian Daniel, Martin Platzer

 

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Terra Madre Vol. 3: Bajuwaren, Food Waste und die Polizia

Es ist wieder frühmorgens, doch irgendwie wird das Aufstehen nicht leichter. 🙂

Heute starten wir in unserer Tracht in den Tag, denn für die große Willkommens-Parada müssen wir uns ja schick machen.

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Seit gestern sind wir einer mehr in unserer Gastfamilie, Ole ist gestern Vormittag angereist und abends zu uns gestoßen.

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In der Mitte: Ole vom Restaurant „Restlos glücklich“

Ole arbeitet in Berlin für eine gemeinnützige Vereinigung im Kampf gegen „Food Waste“. Dazu später mehr.

Slow Food Youth Deutschland

Unsere erste Station des Tages ist das Treffen der „Slow Food Youth Deutschland“. Hier treffen wir andere junge Menschen im Alter zwischen 18 – 32 Jahren, die an der Slow Food Bewegung interessiert oder bereits voll dabei sind. Die Vorstandsvorsitzenden des Netzwerkes stellen uns zum Anfang die laufenden Projekte kurz vor:

„Leere Tonnen“ kämpft für einen Wegwerfstopp in Supermärkten. Bis zu 20 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jährlich weggeworfen, bevor sie überhaupt den Verbraucher erreichen. http://slowfoodyouth.de/leere-tonne-kampagne/

„Schnippeldisko“ Hier fordern sie, dass auch zweibeinige Möhren ein Recht haben, geschnippelt zu werden. Von Höfen wird nicht standardisiertes Gemüse geholt, das die Supermärkte nicht verkaufen wollen, und zu Diskobeats wird gemeinsam gekocht. Da kommen schnell über 100 kg Gemüse zusammen und daraus können schonmal 9000 Portionen Suppe gekocht werden. Schnippeldisko

Dann gab es einen spontanen Besuch des Slow Food Gründers Carlo Petrini, der sich für das Interesse und den Einsatz der Youth’s bedankt und uns mit seiner offenen und packenden Art ins Gewissen ruft, dass es in Deutschland noch viel mehr Schätzenswertes und Besonderes gibt.

Die Projekte sind nicht nur für Unis und Studierende sondern für alle Landwirte und Verbraucher, denn von gesundem und fairen Lebensmitteln profitieren wir alle. „Lasst uns den Traum von nachhaltigen Lebensmitteln weiter spinnen und leben.“

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Zum Schluss des Treffens spielen wir noch ein Vernetzungsspiel, wörtlich, um uns alle besser kennen zu lernen. Danach werden offene Diskussionen und Unterhaltungen über Projekte von SFY und einzelne Teilnehmer gestartet.

Martin bleibt hier und wird später wieder zu unserer kleinen Gruppe stoßen.

Food Waste

Ich gehe zur Podiumsdiskussion: „Food Waste – A Horror Story

Hier diskutieren Professoren, Ärzte, Studenten und Köche aus aller Welt über die Lebensmittelverschwendung in unserer Gesellschaft.

Wie erwähnt, werden jährlich allein in Deutschland 20 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen.

Weltweit ist es ein 1/3 aller produzierten Lebensmittel, die im Müll landen. Was kann man machen und wohin geht die Zukunft, das ist ein großes Thema hier.

Einig sind sie sich alle, dass man an der Basis mit der Aufklärung viel erreichen kann und der Gesellschaft zeigen muss, dass ein weggeworfenes Lebensmittel nicht verschwindet sondern aufwändig entsorgt werden muss.

Doch so weit sollte es garnicht kommen. Schon bei passenden Verpackungen und Mengen sollte gespart werden, denn die meisten Lebensmittel werden noch vor dem Verkauf entsorgt. Bewusst einkaufen und Lebensmittel nicht sofort nach Ablauf des MHD wegwerfen ist der Kern der Diskussion.

Zu diesem Thema haben wir bei unserem neuen Mitbewohner nachgehakt.

Denn dieser arbeitet bei dem Verein „Restlos Glücklich e.V.“ Berlin. Eine gemeinnützige Organisation, die sich das Ziel gesetzt hat Lebensmittel wieder mehr wertzuschätzen.

Durch Bildungsprojekte und Kochkurse möchten sie Menschen dazu bewegen bewusst Lebensmittel zu verwerten.

Ole ist Restaurantleiter im „Restlos Glücklich Restaurant“ in Berlin-Neukölln. Dieses kleine Restaurant mit ca. 30 Sitzplätzen verkocht überschüssige Lebensmittel, die Supermärkte und Bauernhöfe nicht verkaufen können.

Ob krummes Gemüse, falsch etikettierte Ware oder Fehllieferungen – all diese Lebensmittel verarbeiten sie zu leckeren und gesunden Gerichten. Nächstes mal in Berlin definitiv ein Stopp wert. http://restlos-gluecklich.berlin

Bekanntschaft mit der Polizia

Bevor wir zu den Fotos der großen Parade kommen, mussten wir feststellen, dass bei diesem interkulturellen Event die Polizei nicht ganz auf unserer Wellenlänge ist.

Denn Martin treffe ich durch Zufall am Polizeistand wieder. Bevor ich ihn fragen kann, was passiert ist, werde ich schon von den Polizisten gestoppt und gefragt, wo mein Messer ist.

Anscheinend haben sie Martins Trachtenmesser an der Lederhose gesehen und ihn direkt eingepackt. Das meine ich auch wörtlich, alle Erklärungsversuche sind hoffnungslos und die Polizei schickt mich weiter.

Von hier wird Martin mit Blaulicht quer durch die Stadt gebracht zum Verhör ins Polizeirevier. Fotos, Fingerabdrücke und Befragung dauern drei Stunden…

Aber zur Parade ist er wieder rechtzeitig bei uns.

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Die Deutsche Delegation im Feierrausch

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Alle Nationen hatten ihre Flagge dabei

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Text und Fotos: Julian Daniel, Martin Platzer

 


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Terra Madre Vol.2: Eis, Presidi und Limpurger

22.09.2016

Unser Tag beginnt früh, 6:30 Uhr, unsere Gastmutter Helena hat uns ein tolles Frühstück vorbereitet.

Michele, unser Gastvater bringt uns frühmorgens schon zum Bus zurück nach Turin.
Im Bus treffen wir die anderen Delegierten von gestern wieder, auch einen Teil unserer deutschen Kollegen.

Vom sympathischen Rohkostkoch bis zur Landwirtschaftsstudentin, alles dreht sich um gutes und nachhaltiges Essen.

Doch bevor es zum Kennenlernen der 140 Nationen geht, starten wir erstmal mit einer Stadtführung durch Turin, denn es steht ja alles im Zeichen der Regionalität.
Unsere Stadtführung beginnt am Piazza Palazzo di Città, dem Zentrum und Rathaus von Turin.

An den alten Toren der Stadt geht es entlang zum größten Markt Europas. Auf dem Porta Palazzo gibt es 6 Tage die Woche erntefrisches Gemüse, Nüsse bis hin zu Fleisch und Innereien alles, was das Herz begehrt.

Fleisch.jpgFleisch

nüsse.jpgHülsenfrüchte

 

Der Stadtrundgang bringt uns durch Galerien und Castellos zu einem der schönsten Orte heute, der La Via Del Gelato, der Straße aus Eis. 🙂
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Hier reiht sich ein Eisstand an den anderen, alle Sorten stehen im Zeichen der Biodiversifikation. Das bedeutet, dass es nicht das normale Pistazieneis gibt sondern mit Bronte-Pistazien aus Sizilien, die nicht im Großhandel und im Supermarkt erhältlich sind, sondern regional vertrieben werden, ein Presidi-Produkt.
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Presidi Kaffe aus Honduras

Presidi?
Das Presidi-Projekt wurde von der „Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt“ 2000 ins Leben gerufen.

Presidi sind Beispiele einer neuen, nachhaltigen Landwirtschaft für den Erhalt lokaler Ökosysteme, regionaler Traditionen und Lebensmittel unverwechselbarer Qualität.

Während die Arche des Geschmacks Schützenswertes auflistet und vor dem Vergessen bewahrt, übernimmt das Presidio aktive Förder- und Schutzaufgaben.

Ein Presidio ist ein Netzwerk aus Landwirten, Lebensmittelproduzenten, Händlern, Köchen und bewussten Verbrauchern, die sich zusammen aktiv um den Erhalt bestimmter Pflanzensorten, Tierrassen, Lebensmitteln und Kulturlandschaften einsetzen.

(Zum genaueren Nachlesen: Presidi )

Das bringt uns zu unserem Interviewpartner heute!

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Dieter Kraft und sein Sohn Manuel

Dieter Kraft ist Zuchtleiter und Berater für die rund 90 Betriebe in Schwäbisch Hall, die sich zur Züchtung und dem Vertrieb des Limpurger Rind entschlossen haben.

Mit den rund 600 Kühen erhalten Sie diese alte Rasse, denn schon im 19. Jahrhundert wurde berichtet, dass der Limpurger Ochse ein „ganz vorzüglich zartes, saftiges und wohlschmeckendes Fleisch“ hat.

Das können wir nur bestätigen, unser Carpaccio-Probierteller, aus der Semerrolle (Schwanzstück), überzeugt uns von diesem intensiven Geschmack. Die feine Marmorierung des Fleisches ist ein Zeichen dafür, dass das Fett im Muskel ansetzt und nicht außen herum.

Sechs bis acht Wochen bevor die 6 Jahre alten Ochsen geschlachtet werden, beginnt die Endmast. Während dieser Zeit bekommen die Ochsen die gewünschte Fettabdeckung und die damit einhergehende Marmorierung im Fleisch.

Dies kann im Stall, aber auch während der Vegetationsperiode durch Zufütterung auf der Weide erfolgen.

Weiter Impressionen vom heutigen Terra Madre Tag:

juli, clara, knoblauchdandler.jpgJulian und Clara am Stand der Knoblauch Räucherei

 

Austern.jpgAustern Tasting! Vielleicht ergattern wir morgen ein Interview.

 

honig.jpgLet it BEE! Im Zeichen der Biene.

Bis morgen!

Text und Fotos: Martin Platzer, Julian Daniel

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Turin: Terra Madre und Salone del Gusto 2016 … Vol. 1

banner.jpgLiebe Freunde der Hotelfachschule Garmisch Partenkirchen,

wir präsentieren unsere Berichterstattung von der 7. Terra Madre und dem  11. Salone del Gusto 2016 live aus Turin.

Wir sind Martin Platzer und Julian Daniel, zwei Studierende der Hotelfachschule Garmisch-Partenkirchen, und in den nächsten fünf Tagen haben wir das Privileg und Vergnügen euch als rasende Reporter und Delegierte von Slowfood Deutschland die Genusswelt der Slow Food Gemeinde näher zubringen.

Wir.jpgMartin Platzer und Julian Daniel

Was ist Slow Food? Terra Madre?

Slow Food ist eine Vereinigung von Menschen, die durch Förderung von Landwirtschaft, Fischerei und artgerechter Viehzucht die Bewahrung der Geschmacksvielfalt und Regionalität als Ziel hat.

Durch verschiedene Aktionen, z.B. die Arche des Geschmacks, werden fast ausgestorbene Nutztierrassen und handwerklich hergestellte Lebensmittel erhalten. Frei nach dem Motto: „Essen, was man retten will!“

Die Terra Madre ist ein Netzwerk aus 150 Nationen, die alle auf verschiedene Weise mit regionalen Projekten aktiv sind, um unser Lebensmittel-System von unten zu ändern.

Dieses Netzwerk ist auf Initiative des Vereins Slow Food entstand, um eine Plattform zum Kennenlernen für nationale und internationale Produzenten zu schaffen. Der Erfahrungsaustausch hilft lokale Problemlösungen an anderen Orten wiederholbar zu machen.

Projektbeispiel: Tausend Gärten in Afrika

Anreise nach Turin

Unsere Fahrt beginnt an der Hofa Garmisch, früh Morgens um 8 starten wir bei regnerischem (typischen) Garmischer Wetter.

Unsere Fahrer Klaus Perovec und Nicole Haury-Perovec, putzmunter um diese unheilige Zeit…

Ja, Schule beginnt normalerweise um 8, aber fit ist da noch keiner 😉

Die Fahrt ging über den Brenner nach Südtirol und als Einstimmung begrüßte uns die Sonne mit steigenden Temperaturen.

Beim ersten Stop gab es den heiß ersehnten Cappuccino, als Muntermacher und einen Fahrerwechsel.

Nach weiteren sechs Stunden Fahrt erreichen wir Turin. Nach einer kurzen orientierungslosen Phase gelangen wir dann doch an unser Ziel. Die Registrierung der deutschen Delegation, wo wir von Mariusz offiziell begrüßt wurden und unsere Pässe bekommen.

nationen.jpgListe der ca.140 vertretenen Nationen

Gastfamilie

Nach kurzer Einführung und den wichtigsten Infos geht’s in die Delegiertenkantine zum frühen Abendessen. Hier gibts Couscous-Salat, italienische Salami, Pasta und Hühnchen, wieder sehr feine Sachen.

Hier treffen wir auch zum ersten Mal auf viele der 160 Nationen, was die Spannung für morgen hoch treibt.

21:30 Uhr:  Nach einer Stunde Verspätung geht die Fahrt zu unserer 50 km entfernten Gastfamilie los. Italienische Organisation in ihrer vollen Blüte. 🙂

00:30 Uhr wir sind endlich angekommen… Nach einem kurzen Abendessen und einer guten Flasche Rotwein beenden wir unser heutige Reise und freuen uns morgen darauf den Tag mit einer Stadtführung durch Turin zu starten.

PS: Sorry, wenn wir unregelmäßig schreiben, wir arbeiten noch am Internet! 🙂

Text und Fotos: Martin Platzer, Julian Daniel

 


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Hofa Garmisch bei den Recruiting Days 2016

Antonia Inkoferer war dabei und läutet den Artikel ein:
Was macht man am Besten bei frischem Schnee und eiskalten Temperaturen?
Na, man wirft sich in Schale und besucht den recruiting day von hotelcareer in München.
Lest hier, wie unser Dozent Klaus Perovec in seiner Rolle als Reiseleiter den 25.02. Revue passieren lässt.“

Das Leben der Anderen

So ist das, wenn man in der Hotelfachschule sitzt: Drinnen brummt einem der Schädel vor lauter Lernen, draußen tobt das, was man Arbeitsleben nennt und in das man als fertiger Hotelbetriebswirt wieder einsteigen möchte. Zwischen erstem Schultag an der Hotelfachschule Garmisch-Partenkirchen und erstem Arbeitstag nach der Abschlussprüfung liegen nämlich schon mal gerne 2 Jahre. Also braucht man Kontakt zur „wilden Welt da draußen“. Und einen guten, der Ausbildung adäquaten Job im neuen Leben.

Was liegt also näher, als die Hotel Career Days in München zu besuchen. Mit der ganzen Schule, auch wenn noch nicht alle Studenten Richtung Abschluss streben. Das Fazit vorab: Es hat sich gelohnt.

Im Sofitel Munich Bayerpost wartete geballte Arbeitsmarkt-Power auf zwei Etagen. Die Branche gab sich ein Stelldichein, an unzähligen Messeständen warteten Personaler auf Jobsuchende, von der Hotelfachschule Garmisch-Partenkirchen über bekannte Hotelnamen bis Modebranche war (fast) alles vertreten. Sie wollen ins Ausland? Gehen sie um 14.00 Uhr zum Vortrag über Karriere im Ausland. Sie wollen zu einer Hotelkette? Einfach geradeaus durch, dort finden Sie eine Infotafel über alle Aussteller. Sie wollen die Schulbank drücken? Melden Sie sich bei CSB und lassen Sie sich den Hotelbetriebswirt erklären.

 01_RecDays2016Am Stand der Hotelfachschule Garmisch-Partenkirchen

Wie praktisch war es an diesem besucherstarken Tag, dass wir einen Ehemaligen im Sofitel Munich Bayerpost haben. Zwei exklusive Hausführungen fernab von der Reisegruppenatmosphäre und mit viel Info „aus dem Nähkästchen“ waren Gold wert. Vielen Dank an dieser Stelle an Steffen Roth, der sich für die Gruppe der Studenten aus seiner alten Schule viel Zeit genommen hatte.

Der Rest ist schnell erzählt: 4 Termine, 87 Visitenkarten, 18 Bewerbungsflyer, 91 Kugelschreiber und 214 Gespräche später saßen wir wieder im Zug Richtung Garmisch. Vielen schwirrte der Kopf ob des Trubels dieses Tages, einige fuhren mit konkreten Jobvorstellungen wieder zurück. Ein lohnenswerter Tag. Und ein Kompliment an die Messeausrichter: Eine durchwegs gelungene Organisation machte es für den Nachwuchs und die High Potentials der Branche einfach, sich im Leben der Anderen (Arbeitgeber) zu orientieren.

Fürs nächste Mal:

  • Ausstellerliste im Vorfeld scannen, Termine vereinbaren
  • Veranstaltungskalender sichten, ggf. sich im Vorfeld per E-Mail zu Vorträgen anmelden
  • Bewerbungsmappen, -flyer, Visitenkarten mitnehmen
  • Notizbuch und Kalender dabei haben
  • Klamotte vor dem Verlassen der Wohnung prüfen.

(Text: Antonia Inkoferer und Klaus Perovec)

 


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Nachlese 5: Salone del Gusto und Terra Madre Turin 2014

Tag 5: Munchy, crispy, crunchy – Oder doch einfach nur gut?

Keine Frage, der Salone del Gusto und die Terra Madre machen satt. Wir sind jeden Abend glücklich, aufgewühlt und mit einem wohligen Gefühl im Bauch ins Bett gefallen. Nach 13 Stunden täglich voll kosten, schlürfen, sabbern, kauen und schnuppern auch kein Wunder. Oder doch? Doch, eigentlich schon verwunderlich bei der Fülle, die wir täglich ins unseren Mund gefüllt hatten. Doch: Es waren richtige Lebensmittel, kein Plastic Food der Sorte Toasties oder Regular Size Decaff Moccaccino with Almond Flavour and Soy Topping. Sogar den üblichen Schnabeltassenpappbecherkaffee gab‘s nicht. Dafür bergeweise Essen nach den Slow Food-Kriterien good, clean and fair und ohne den üblichen Crispy-Crunchy-Extra viel Vitamine-Low Calorie-Marketing-Schmonz.

Hier unser persönliche „Top-of-the-Pops-Liste“:

  • Panini con la Bestia: Bestes italienisches Weizenbrot mit dünnen Scheiben Seitenspeck einer korrekt gemästeten Sau.
  • Brot, aus einer alten Weizensorte gebacken, welches erst am fünften (!) Tag nach dem Backen in den Verkauf kommt. Es braucht so lange, um noch zu reifen und ein Maximum an Geschmack zu bilden.
  • Die Biere von Teo Musso aus dem Baladin, einer piemontesischen Kleinbrauerei.
  • Nicht zu vergessen das „Hoppiness“, einem kaltgehopften Spezialbier der englischen Brauerei Moor.
  • Lardo di Colonnata, einem in Marmortruhen gereiften Rückenspeck aus der Toskana.
  • Waldstaudenbrot aus dem Waldviertel.
  • Das schwedische Vollkornbrot, nach Uraltrezept und einem abgespeckten Pumpernickelverfahren gebacken.
  • 32 Monate gereifter Prosciutto di San Daniele.
  • Ahle Worscht aus Hessen.
  • Pepper Sauce aus Wisconsin, gemacht aus der Sorte Beaver Dam Pepper.
  • Honig von schwarzen Bienen aus Asien.
  • Eine ofenfrische Pizza Margherita; der Teig aus einer alten Weizensorte, 24 Stunden gereift.
  • Diese phänomenale koreanische Fischsojasoße.
  • Aus Island ganz vorne dabei: sonnengetrockneter Salzfisch und Skyr, ein Frischkäse.
  • Kurkumasalz aus Indonesien, afrikanische Bohnen, original ungarische Kolbasz vom Mangalitza-Schwein (geeiillll!),holländischer Shiitake-Senf und und und und und und und und und…………

Einiges davon werden wir an der Hotelfachschule verkosten, LTec macht’s möglich.

Nicht wiederholbar ist aber ein kulinarisches Gesamtereignis: Am letzten Abend gab es eine spontane, interkulturelle Party am Stand der Schweiz. Nach Anfrage der gegenüber stationierten algerischen Delegation hat ein DJ zuerst traditionelle Klänge aus Nordafrika aufgelegt – Riesenstimmung und erstes Tanzen waren das Ergebnis. Nach und nach mischte sich in den Boxen ein erster House-Rhythmus dazu, bis schließlich nach einer Viertelstunde allerhand aktuelle Partykracher ertönten. Noch mehr Stimmung, noch mehr Leute, eine überschwängliche Multikulti-Menge tanzte und sang.

Und dann schwangen sich zwei junge Damen aus Zeeland mitten unter die tanzende Meute. Bewaffnet mit Kettenhandschuhen, Austernbrechern und einem 50er-Korb Zeeland-Austern. Im Akkord öffneten sie die Muscheln und verteilten sie an die Partypeople. Und wer am nächsten stand, der griff zu, völlig egal, ob aus Indien, Schweiz, Togo, Albanien, Deutschland, Malaysia oder sonst wo her. Keiner verzog das Gesicht oder lehnte gar ab. Alle waren dankbar und freuten sich über dieses Happening. Ein emotionaleres Austernbuffet gibt’s nirgendwo sonst. Nach weiteren 20 Minuten Tanz, einem Spontankonzert der italienischen Ausgabe von La Brass Banda, einer athletischen Hoola-Hoop-Einlage einer Amerikanerin und eines Inders und einem verschenkten Turbantuch gingen die Lichter an, und mit einem Riesenapplaus war der Messetag vorbei. Fazit: Essen und Musik – that’s it!!

Jetzt nur noch heimfliegen, auspacken, Pläne umsetzen, Kontakte halten und in den Mitbringseln schwelgen. Und mit einem, und nur einem Gedanken im Kopf: In zwei Jahren wieder! Unbedingt! Und zwar mit dem Auto!

[Text, Fotos, Video: Klaus Perovec]


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Nachlese 4: Salone del Gusto und Terra Madre Turin 2014

Tag 4: Bewegst du noch, oder bist du schon in Rente?

Heute volle Kanne Terra Madre. Auf dem Salone del Gusto waren wir nur kurz um etwas zu essen. Dann wieder zurück, workshoppen, diskutieren, Leute kennen lernen, Kontakte knüpfen. Wir haben die Slow-Food-Organisationen aus Österreich, Niederlande, England, Schweiz und zwei Vertreter der Sparte „Indigenous People“ getroffen. Es gab Kurzvorträge zu den Dingen, die die einzelnen Länder machen, wie etwa Earth Market, Chef’s Alliance und ähnliche Dinge.

Uns kam im Laufe der Diskussionen ein erster Verdacht: Was macht Deutschland? Später haben wir dann einen Slow- Food-Oberen aus Holland in der Kantine getroffen. Es war unglaublich anregend, mit ihm zu reden. Denken Sie doch mal nach: Für welche kulinarischen Highlights ist Holland bekannt?………….na, fällt Ihnen was ein? ……… nochmal nachdenken …………. ziehen Sie Heineken, Frikandel spezial und Fritten ab ……… was bleibt über? ……….. nochmal denken ……….also: NIX! Sagt auch Frank aus den Niederlanden. Trash Food vom Feinsten, dafür war Holland in der Vergangenheit bekannt. Doch hört, hört, heute gilt Holland als die Vorreiternation für Slow Food, vor allem mit Blick auf die nähere Zukunft.Am Horizont stehen die am schnellsten wachsende Chef’s Alliance, Oude Beer wartet (wird bis dato noch nicht wieder gebraut), Tulpenzwiebeln müssen echten Zwiebeln weichen etc. Die Burschen haben echt was vor.

Und Italiens Jugend, obwohl Slow Food-Gründernation, gilt als zu konservativ, als zu sehr „Mama, sag‘ mir was gut ist“, als dass zukünftig große Impulse von dort zu erwarten wären. Wer hätte das gedacht? Die Oranjes also.

Ach, was Deutschland so macht? Naja, halt nix. Obwohl, wir haben Convivien, wir haben Archepassagiere (nach der vorletzten Hausaufgabe wissen Sie, was das ist), wir wurschteln erfolgreich in den einzelnen Regionen. Okay, wir erfüllen die Mindestanforderung. Wir, die Weltmeister im Diskutieren, Helfen, Andere Beraten, Statuten und Pamphlete verfassen, wir bekommen den Arsch insgesamt nicht hoch. Wir bewegen viel, sehr viel – leider wo anders. Volksintern sind wir eher kurz vor der Frühverrentung.

Sie merken vielleicht, dass die Rente eher eine Einstellungssache ist als etwas Altersabhängiges. Wir haben Menschen im zarten Alter von 23 getroffen – Vorruhestand. Wir haben auf der Terra Madre Leute von weit über 60 Jahren kennen gelernt, die bewegen was. Die benutzen Facebook, Twitter usw. professionell, um sich auf der Messe und im täglichen Leben zu vernetzen. Die machen also das, was der Käfferlein immer predigt. Nicht „bin gerade Shoppen bei H&M“ posten, sondern Fotos von aktuellen Aktionen, Tipps, Hinweise, die für andere wertvoll sind. Und dabei sprechen wir nicht von den Vertretern aus der hochtechnisierten westlichen Welt. Nein, wir haben mit Jacques aus dem Senegal gesprochen, und er macht es so. Ein Medium sinnvoll nutzen, um etwas zu bewegen.

Auch wir haben deshalb einiges vor, z.B. eine deutsche Chef’s Alliance aus dem Feuer zu heben. Was das ist? Entweder googlen oder warten, bis in der Hotelfachschule nach den Herbstferien wieder die Schule losgeht. Die Herren Käfferlein und Perovec werden das Thema medial ausbauen und Infos geben. Aber Vorsicht: Der Kollege Käfferlein weiß noch nichts davon. Aber alle Köche und Serviceleute können schon mal gespannt sein.

So, dann Hausaufgabe bis Teil 5: Natürlich wie immer googlen. Dieses Mal Slow Food Earth Market, Oude Beer, indigenous people und Chef’s Alliance. Und unbedingt selber drüber nachdenken, zu wie viel Prozent man selbst schon in Rente ist. Vielleicht mit der Frage: Wann habe ich das letzte Mal was zum ersten Mal gemacht?

Soweit der Bericht Nr. 4 aus Turin von der Terra Madre. What’s up for tomorrow? Eine Gesamtzusammenfassung aus LTec-Sicht. Und dann kommt, wie gesagt, noch die visuelle Nachbearbeitung. Stay tuned, keiner wird es verpassen.

[Text und Fotos: Klaus Perovec]